Was ist eigentlich ein Lettner?

In einigen Kirchen ist er noch ganz oder teilweise erhalten: der Lettner. Doch was ist eigentlich ein Lettner? Die Frage will ich euch heute beantworten. 

Wortherkunft

Das Wort „Lettner“ kommt vom lateinischen „lectorium“, was so viel wie Lesepult bedeutet. 

Bei einem Lettner handelt es sich um eine Abschrankung aus Holz oder Stein, die bis zu raumhoch sein kann. Je nach Funktion der Kirche, trennte der Lettner den Raum für Priester- oder Mönchskollegium vom restlichen Kirchenraum abzutrennen, der für die Laien bestimmt war. Auf der Seite hinter dem Lettner (also vom Hauptkirchenraum aus gesehen)befindet sich der Raum für den Klerus mit Chorgestühl, Bischofs- oder Abtssitz und Hauptaltar. Dieser Raum ist in der Regel die Apsis einer Kirche. Auf der anderen Seite liegt der Raum für die Kirchgänger, also die Laien. 

In reinen Pfarrkirchen war ein Lettner nicht nötig, daher gibt es nur wenige erhaltene Beispiele. 

Nutzung & Beispiele

Die Abtrennung verfügte normalerweise über zwei Durchgänge und einer Treppe, die vom Chor zugänglich war. Von dort konnte das Evangeliums gelesen werden oder die Musikanten ihren Platz finden, damit beide Räume die Vortragenden hören konnten. Auf der Seite zum Kirchenraum hin stand ein Hl-Kreuz-Altar, in manchen Fällen befanden sich auch Altäre auf dem Lettner. 

Bereits in der Spätomanik entwickelt sich der Lettner aus den Chorschranken, bevor er in der Gotik seine Blütezeit hatte. Später wurde die Funktion als Ort der Lesung des Evangeliums durch die Kanzel ersetzt. Im Verlauf der Spätgotik wurde die Mauer immer mehr durchbrochen, während sich im Barock die Chorgitter anstelle der Lettner durchsetzen. 

Ab dem 13. Jahrhundert werden die Lettner mit einem umfangreichen, meist plastischen Bildprogramm versehen, das sich inhaltlich in der Regel auf den Kreuzaltar bezog. Später war eine rein ornamentale Gestaltung beliebt. 

Der älteste bekannte Lettner ist der der Kirche von Vezzolano aus dem Jahr 1189. In Deutschland ist das älteste Beispiel der Lettner im Ostchor des Naumburger Doms, der im romanischen Stil errichtet wurde. Der frühgotische Lettner der Kathedrale von Chartres, der um 1220 entstand, ist nur noch in Bruchstücken erhalten. In Frankreich sind nach dem Mittelalter die meisten Lettner zerstört worden, weil sie den Blick auf den Chor und daher auf das Meßopfer verstellten. Der aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts stammende Lettner in St. Étinne du Mont in Paris wurde so gebaut, dass der Blick nicht blockiert wird: Er besteht aus einem einzigen Bogen mit einer darüberliegenden Bühne.