Heute ist das Konstanzer Münster eine der drei katholischen Altstadtpfarreien. Ursprünglich war das Gebäude die Bischofskirche des Bistums Konstanz, einer der größten deutschsprachigen Diözesen nördlich der Alpen. 

Die Kirche ist über viele Jahrhunderte entstanden und in ihr sind alle Baustile mehr oder weniger deutlich zu erkennen. 

Heute möchte ich gerne dir gerne den romanischen Baustil am Münster vorstellen. Doch fangen wir vorne an: 

 

Was ist eigentlich die Romanik?

Die Kunstgeschichte wird in unterschiedliche Epochen unterteilt. Die charakteristischsten Motive der jeweiligen Epoche sind in den Stilen jeweils in Architektur, Malerei und Skulptur zu finden (teilweise in unterschiedlicher Ausprägung). Die Romanik gilt als erste Epoche seit der Antike, die im gesamten Europa auftritt. Je nach Land beginnt sie so um 950/1000 und dauert bis ca. 1250. Genauer lässt es sich meist nicht sagen, jedes Land, ja jeder Landstrich muss einzeln betrachtet werden, teilweise unterscheidet sich das Auftreten sogar innerhalb eines Landstrichs von Gattung zu Gattung. Manchmal ist die Malerei schneller, mal die Architektur oder die Bildhauerei. Die Romanik hat in den Gattungen unterschiedliche Ausprägungen und Erkennungszeichen. Da ich dir heute zeigen will, welche Teile des Konstanzer Münsters aus der Romanik sind, beschränke ich mich jetzt mal auf die Architektur. 

Woher kommt die Bezeichnung „Romanik“? Erstmals nannte der französische Gelehrte Charles de Gerville im Jahre 1818 den Rundbogenstil „romanesque“. 

Den Rundbogen gab es schon in der antiken römischen Baukunst, von dort hat man Rundbogen, Pfeiler, Säule und Gewölbe übernommen. Romanisch bedeutet also quasi „nach römischer Art“. Zur Zeit der Romanik hat natürlich noch niemand gewusst, dass man gerade einen neuen Stil erfunden hat, den man mal einheitlich Romanik nennen würde. Sowas passiert in der Regel erst in der Nachsicht. 

An welchen Elementen kann man die Romanik erkennen? 

Das Element, das man am meisten mit dem Stil der Romanik verbindet, ist der Rundbogen. Er findet sich in Fensterformen, aber auch in den Wandaufrissen mit Rundbogenöffnung. 

Die Wände einer romanischen Kirche sind sehr steinlastig und wuchtig, daher wirken sie häufig verschlossen und gedrungen. Die Räume sind auch meist dunkel, weil die Fenster recht klein waren. In vielen Kirchen sind die ursprünglichen romanischen Fenster später durch größere Öffnungen ersetzt worden. Romanische Kirchen wirken manchmal wie Festungen.

Das Vierungsquadrat (die Stelle im Grundriss, wo sich Langhaus und Querhaus treffen) ist in vielen romanischen Kirchen das Maß mit dem die Kirchen gebaut wurden. Das Vierungsquadrat mehrmals hintereinander gelegt, ergibt dann z. B. die Länge des Langhauses.

Häufig haben die Kirchenräume offene Dachstühle oder flache Holzdecken. Aber auch Kreuzgratgewölbe sind typisch für diese Epoche.

 

Die Säulen haben häufig blockartige, würfelartige Kapitelle. Manchmal hat man Säulen von antiken Gebäuden wiederverwendet. In manchen Kirchen aus der romanischen Zeit wechseln Säulen und Pfeiler in den Arkaden ab. Die Arkaden sind Säulenreihen, die die Wände zwischen Haupt- und Seitenschiff öffnet. 

 

Wo ist am Konstanzer Münster die Romanik zu finden? 

Der Grundriss mit dem lateinischen Kreuz (also Langhaus und Querhaus in Form eines Kreuzes) und dem Chor stammt aus der romanischen Epoche. Die Kirche war immer schon dreischiffig, hat also ein Hauptschiff, das auf den Chor zuläuft, und zwei Seitenschiffe, die das Hauptschiff flankieren. 

Der Nordturm (das ist der linke, wenn du davor stehst) an der Westfassade stammt großteils aus der Romanik. Genauso das Dachwerk (also der Dachstuhl) und ein Großteil der Ziegel, die heute noch auf dem Dach liegen, gehören noch dieser Zeit an. Je nach Bauforscher sind vermutlich noch bis zu 60% der Dachziegel aus dem 13. Jahrhundert. Das Dachwerk auf allen Bauteilen stammt laut Dendrodaten von ca. 1240. Bei Dendrodaten handelt es sich um die Jahresiringe des Baumes, die man durch Proben an den Balken noch ablesen kann.