Zum vorläufig letzten Mal findet dieses Jahr der Konstanzer Krimiwinter statt. Nicht, weil er nicht etabliert wäre oder die Zuhörer ausblieben, nein, es geht mal wieder ums Geld. Der Veranstalter, das Kulturbüro Konstanz, braucht mehr Mitarbeiter, um alle Aufgaben noch bewältigen zu können,  und muss deshalb schweren Herzens vom Konstanzer Krimiwinter Abschied nehmen. Zumindest vorläufig, mal sehen, ob sich die Finanzsituation in Konstanz in zwei Jahren entspannt hat und das Kulturbüro den Krimiwinter wieder fortführen kann. Ich hoffe es sehr, denn es wird ein sehr vielfältiges Krimi-Angebot in den Wintermonaten geboten, und es ist eine Möglichkeit für die „alten Hasen“ und die Neulinge im Geschäft in schönem Ambiente ihre Krimis zu präsentieren.

Ich war dieses Mal bei der Lesung von Matthias Moors neuem Krimi „Flammensee“, aus dem er im Stadtarchiv Konstanz gelesen hat. Er hatte ausverkauftes Haus und hat sich sehr darüber gefreut, weil er noch kurzfristig dachte, wie es wohl wäre, wenn nicht so viele kämen und der Raum leer bliebe. Doch die Sorge war unbegründet. Nach einer kurzen Begrüßung durch den Chef des Stadtarchivs, Dr. Klöckler, der erzählte, dass vor kurzem das Tatort-Team zur Besichtigung da war, jedoch wieder abzog, weil das Haus nicht gruselig genug sei, und einer Einführung durch Mitarbeiter des Kulturbüros ging es los. Ca. 30 Minuten las Moor verschiedene Stellen des neuen Krimis, natürlich immer nur 2-3 Seiten pro Stelle um nicht zu viel zu verraten. Gleich der Prolog hat es in sich und zieht den Leser in die Geschichte rein ohne zu viel preiszugeben. Es geht in „Flammensee“ um ein verschwundenes Kind, das ausgerechnet zuletzt in der Nähe einer Frau gesehen wurde, deren Kind vor 3 Jahren ebenfalls fast an derselben Stelle verschwand. Auch damals war die bekannte Schauspielerin Katharina Mink eine der Verdächtigen. Ihr Mann, der Unternehmer Wolfgang Mink, engagiert den Privatermittler Schwarz, da er der Polizei nicht traut, und eine ähnliche Hetzjagd der Presse befürchtet wie vor 3 Jahren.
Das bewährte Prinzip bei Matthias Moor, dass er zwei Ermittler losschickt, einmal den offiziellen Ermittler der Polizei, und einmal den Privatdetektiv Schwarz, der auch in die private Umgebung Einblick bekommt, kommt auch dieses Mal zum Zug. Die Geschichte lockert Moor immer wieder mit kleineren Action-Szenen auf, z.B. als der Polizist Hafen einen Verdächtigen mit dem Heli verfolgt. Moor präsentierte der gespannten Zuhörerschaft mehrere Handlungsstränge (offizielle Ermittlungen, Ermittlungen des Privatdetektivs und Vorgänge vor 3 Jahren aus Sicht der Mutter) und beschreibt Orte und Personen so lebendig, dass man sich alles gut vorstellen kann. Der Autor ließ sich für die Geschichte von echten Vermisstenfällen inspirieren.
Sein Bezug zum Stadtarchiv ergibt sich dadurch, dass er (im „echten Leben“ ist er Lehrer) hier Lehrerfortbildungen durchführt, selbst auch zum Forschen vorbeikommt, weil er findet, dass im Archiv die Vergangenheit weiterlebt und er hier den Schülern zeigen kann, dass die Vergangenheit zum Leben erweckt werden kann. Die Frage nach Tipps und Tricks zum Schreiben beantwortete er damit, dass man nur schreiben sollte, wenn man das auch wirklich will. Schreiben sei zwar sehr erfüllend, aber auch sehr anstrengend. Man solle nicht den Fehler begehen und glauben es gehe nur wenn man die Geschichte schon komplett durchgeplant habe, einfach anfangen und ausprobieren und dann immer wieder umplanen, ist sein Rat. Die Situation, dass es nicht weitergeht, kennt er selbst. Bei der Arbeit an „Flammensee“ lief die erste Hälfte des sehr komplexen Textes ganz gut und dann musste er die Arbeit ca. 4 Monate liegen lassen, weil einfach nix mehr weiter ging. Er riet den Zuhörern, die sich für´s Schreiben interessieren, dass man auch nicht unbedingt mit dem Anfang der Geschichte anfangen müsse, sondern dass sich viele Begebenheiten auch während des Schreibens ergäben. Nachdem man geprüft hätte, ob der Text sich trägt, muss man natürlich viel Recherche betreiben und auch ab und zu mal Distanz zur Geschichte bekommen, damit es weitergehen kann. Für die Vorbereitungen schreibt er z. B. für jede Figur eine komplette Biographie, auch für die nicht so wichtigen Nebenfiguren, weil er keine allzu stereotypen Personen in seinen Büchern will.

Er lüftete auch noch das „Geheimnis“ wie er zu seinem Pseudonym Matthias Moor kam. Als Deutschlehrer liest er natürlich viel und eine seiner liebsten Geschichten sind die Räuber von Schiller, und darin mag er ganz besonders die Figur des Karl Moor. Da er Krimis schreiben wollte, wollte er einen düsteren Namen haben und wählte den Nachnamen Moor, setzte seinen zweiten Vornamen Matthias davor. Der Name zeigt auch seine Vorliebe für Alliterationen. Zwar sei er nicht auf das Genre Krimi festgelegt, aber da dieses Genre sehr breit und vielseitig ist, kann erst sich noch einige Geschichten im Krimiformat vorstellen und hat auch schon ein paar Ideen.
Wir können also darauf hoffen, dass es bald eine neue Auflage des Konstanzer Krimiwinters gibt und dass auch Matthias Moor seinen neuen Krimi dort vorstellen kann…