Gestern war wieder mal Theater-Zeit! Im Rahmen meines Theater-Abos hab ich mir Der Sturmim Stadttheater Konstanz angeschaut in der Iszenierung von Christine Eder.
Im letzten Stück von Shakespeare geht´s um Prospero, ehemals Herzog von Mailand, der mit seiner Tochter Miranda von seinem bösen Bruder Antonio vor langer Zeit auf dem Meer ausgesetzt worden war, in der Hoffnung, dass die beiden dabei sterben werden. Doch sie haben auf einer ziemlich unzivilisierten Insel überlebt, weil der Herzog Zauberkräfte hat. Die Inselhexe Sycorax segnete irgendwann das Zeitliche und ihr Sohn Caliban ist der Gefangene von Prospero. Mithilfe des Geistes Ariel beherrscht Prospero nun die Insel und hofft auf Rache an seinem Bruder. Die ist zum Greifen nah, als der König von Neapel mit seinem Gefolge (in dem sich auch Antonio befindet) auf der Rückreise einer Hochzeit an der Insel vorbeifährt. Prospero lässt Ariel einen mächtigen Sturm aufziehen, der die Schiffscrew getrennt voneinander an Land spült. Und dann treiben Prospero und Ariel ihr gemeines Spiel mit den Überlebenden. Ferdinand, der Königssohn, schlägt sich allein durch die Insel und trifft auf Miranda, die – sie hat außer Caliban und ihrem Vater noch nie ein männliches Wesen gesehen – sofort in Liebe zum Königssohn entbrennt, der ihr auch nicht abgeneigt ist. Erstes Problem gelöst 🙂 Währenddessen versuchen die anderen Überlebenden sich ebenfalls auf der Insel zurechtzufinden und treffen auf Caliban, der sie für Götter hält und ihnen dienen will, damit er aus der Knechtschaft Prosperos entkommt. Am Ende stehen sie alle vor Prospero und es kommt zum großen Finale!
Ich fand die Inszenierung sehr gelungen und hatte eine schöne Zeit im Theater. Leider hab ich wieder einige (vorallem ältere, tut mir leid, dass ich das aufs Alter schieben muss, aber es waren nunmal ältere Damen und Herren)hinterher mosern hören, weil es „nicht Shakespeare genug war“. Also Leute, echt! Der Mann ist seit ca. 400 Jahre tot und falls es euch nicht aufgefallen sein sollte, die Welt hat sich seitdem weitergedreht! Natürlich ist das Stück nicht mehr so wie zu Shakespeares Zeiten… Mich hat das ganze von der Inszenierung her ein wenig an den „Romeo&Julia“-Film von Baz Lurhmann erinnert (der mit Leonardo di Caprio). Modernes Bühnenbild und moderne Kleidung und altmodischer Text. Nicht ganz so bunt wie der Film, sondern recht düster sogar, aber es hat – für mich zumindest – hervorragend zusammengepasst. Manchmal isses vielleicht ganz gut, wenn man sich vor dem Theaterbesuch das Originalstück nicht zu genau durchliest, dann kann man sich nämlich auf das Stück einlassen und dem Team und ihrer Interpretation eine Chance geben, weil man nicht schon eine eigene Inszenierung im Kopf hat, bevor sich der Vorhang überhaupt gehoben hat. Natürlich passiert es dann manchmal, dass man dem Stück nicht folgen kann, weil es arg verfremdet ist, aber dann isses halt so. Und manche Produktionen gefallen einem mehr, andere weniger, das ist ja auch völlig ok. Aber jedesmal dieses Gejammere, dass das Stück nicht am Original geblieben ist, das muss doch nicht sein… Und im Fall von Der Sturm ist das Originalstück ziemlich gut erkennbar gewesen, auch wenn es nicht original 16.Jahrhundert – shakespearish war…
Am meisten beeindruckt hat mich das Bühnenbild und die Tatsache, dass die meisten Schauspieler Doppelrollen gespielt haben (wie können die sich nur so viel Text merken?!). Und die Einstiegsidee mit dem Geist Ariel, der das Publikum braucht für den ersten Sturm und um den Vorhang zu heben, fand ich sehr lustig. Und es haben (fast) alle mitgemacht, auch die Nörgler – und dabei war die Idee vermutlich doch gar nicht von Shakespeare, oder?  🙂