Brunnen – Gestaltungsmittel und Wasserversorgung

In den meisten westlichen Ländern sind Brunnen wichtige Gestaltungsmittel um Plätze zu gestalten. Besonders nach dem 2. Weltkrieg wurden Brunnen genutzt, um die Innenstädte wieder zu verschönern. Häufig hat man hier auch aufwändige Wasserspiele eingebunden. 

Brunnen dienen heute meistens der Zierde, waren jedoch früher ein wichtiger Teil der Wasserversorgung in Siedlungen. Bereits in der Antike waren die Brunnenanlagen architektonisch gestaltet. 

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Fontana di Trevi in Rom

Antike

Aus der Antike sind Marktbrunnen bekannt und auch aufwändig gestaltete Wandbrunnenanlagen. Brunnen waren sowohl im öffentlichen Raum zu finden als auch in reicheren Privathäusern. In Atrien christlicher Basiliken dienten die Brunnen der Reinigung bevor man das Gotteshaus betrat. 

Besonders beliebt waren bei Iden Römern Brunnen, bei denen die Brunnenschalen übereinander angeordnet waren. Diese Schalen wurden nach oben kleiner und das Wasser floss von oben nach unten durch die Schalen. Wie bei so einem Champangner-Glasturm. Bereits in früher Zeit schmückten Figuren aus Stein oder Bronze die Brunnen, wie man aus Überresten in Pompeji weiß. 

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Trichterbrunnen in Konstanz, 20. Jh.

Mittelalter

Diese Brunnenform blieb auch in romanischer Zeit weiterhin beliebt, erst die Gotik entwickelt neue Darstellungsformen. Jetzt haben wir meistens Brunnen aus vieleckigen Becken und einem Brunnenstock. Aus diesem fließt das Wasser in dünnen Strahlen ins Becken. Der Brunnenstock, also die hochaufragende Mitte eines Brunnens ähnelt oft einem Sakramentshäuschen. Auf zentralen Plätzen in den Städten werden auch häufig Brunnen mit reichem Schmuck gebaut, z. B. der „Schöne Brunnen“ in Nürnberg. 

In der weiteren Entwicklung ändert sich der Brunnenstock zu einer steinernen Säule oder einem Obelisken. Sie tragen zunehmend Verzierungen aus Ornamenten und Figuren. Bekrönt werden sie von Wappentieren und Gestalten aus der Geschichte, Allegorie oder aus dem Volkshumor. Diese Säulen sind allansichtig, sodass sich einerseits mehr Möglichkeiten für Figurenschmuck ergibt, aber auch mehrere Ausflüsse angebracht werden können. Diese Ausflüsse können ebenfalls Bildträger sein oder mit Schmiedekunst verziert werden. Auch die Außenwände der Becken bilden nun Platz für Bildwerke. 

In Klöstern befinden sich die Brunnen meistens in eigenen Brunnenhäusern, die am Kreuzgang angebaut sind, da sie für alle zugänglich sein müssen. Ein schön erhaltenes Beispiel befindet sich im Kloster Maulbronn.

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Neptun-Brunnen auf der Piazza Navona in Rom

Renaissance

Während in Deutschland der reich verzierte Stockbrunnen vorherrschend blieb, entwickelt sich der Brunnen in der Renaissance vor allem in Italien weiter. Diese großen, raumgreifenden Brunnen beherrschen mit ihren Figuren und Ausmaße die Plätze und ordnen sich ins Stadtbild ein. 

Barock

Im Barock wachsen die Brunnen weiter in den Raum, ins Stadtbild. Vor allem der italienische Barock entwickelt Pomp und Prunk. Das Wasser rauscht ähnlich einem Vorhang aus den Öffnungen und korrespondiert somit mit dem Barockstil, der in Malerei, Skulptur und Architektur vorherrscht: bauschend und rauschen, stark bewegt, kräftig und auffällig. Wer kennt zum Beispiel die Fontana die Trevi oder den Vierströmebrunnen in Rom nicht? Diese großartigen, mit reichem Figurenschatz ausgestattete Brunnen fügen sich ins Stadtbild ein und beherrschen die Plätze. Sie sind aber auch eigenständige Kunstwerke. Die Figuren werden so gewählt, dass sie Bezug zum Wasser haben, wir finden also häufig Poseidon, Meerestiere und Gestalten aus der Meeresmythologie. Aus Füllhörnern rauscht das Wasser hinab. Bei diesen Brunnen agieren die Figuren frei im Raum, sind nicht mehr an eine Säule oder einen Mittelpunkt gebunden. Teilweise sind sie selbst jetzt der Mittelpunkt des Brunnens. 

Doch aufwändige Brunnen und Wasserspiele sind nicht nur in den Städten zu finden, sondern auch ein wichtiges Gestaltungsmittel für Parkanlagen und Gartenarchitekturen. 

In Deutschland finden sich solche Barockbrunnen zum Beispiel in Augsburg, wo sie mit Bronzewerken versehen sind. 

Kaiserbrunnen Marktstätte Konstanz

Kaiserbrunnen auf der Marktstätte in Konstanz

Historismus und 20. Jahrhundert

Im 18. und 19. Jahrhundert nimmt man alle Motive und Stile, die einem gefallen, kombiniert sie neu und entwickelt so den Stil des Historismus. Dieser Stil wird auch in der Brunnengestaltung verwendet. 

Im 20. Jahrhundert kommen dann eigenständige, neue Brunnenformen auf. Zunehmend werden die Brunnen Ziergegenstände und Gestaltungsmöglichkeiten für Städte, um Plätze zu verschönern.