Der Internationale Bodensee Clubexistiert bereits seit 1950 und ist in vier Regionalclubs unterteilt. Es handelt sich dabei um eine Vereinigung zur Förderung von Kunst und Wissenschaft in den Anrainer-Staaten am Bodensee. Die Regionalclubs organisieren Lesungen, Ausstellung, Studienreisen für ihre Mitglieder und vieles weiteres. Vom Regionalclub Konstanzist derzeit im Bürgersaal in Konstanz (beim Stephansplatz) eine Ausstellung zum Thema „Perspektive 2017“ zu sehen.

In den letzten Jahren haben sich die Themen der Ausstellungen an den Konzilsjahrenorientiert. Für dieses Jahr wählte man „Perspektiven“, verbunden mit der aktuellen Jahreszahl. Durch die Jahreszahl ist nahegelegt, dass die Arbeiten nicht nur eine räumliche Perspektive verarbeiten, sondern auch eine zeitliche. Die ausstellenden Künstler hatten die Freiheit das Thema in ihrer eigenen Auslegung zu gestalten. Die so entstandenen Kunstwerke sind daher auch sehr individuell und lassen häufig viel Raum für Interpretationen. Im Jahr 2017 sind bereits viele Dinge geschehen und es werden noch viele weitere geschehen. Die Künstler beschäftigen sich jeder auf seine/ihre Weise damit. So können Erwartungen, Hoffnungen und auch Ängste entdeckt werden.

Da eine Kollegin von mir erkrankt war, sprang ich ein und sprach bei der Vernissage kurz über die Perspektive der Kunstgeschichte. Im 6. Jahrhundert haben die Griechen die Körperperspektive angewandt, wenn sie Figuren mit Verkürzungen und Schrägansichten darstellten. Die Raumperspektive der Griechen ist vermutlich aus dem Kulissenbau des Theaters entstanden. Im römischen Pompeji ist in den Malereien eine Annäherung an die Zentralperspektive zu finden. In der Spätantike verloren sich bereits diese Errungenschaften wieder. Das gesamte Mittelalter hindurch war die Bedeutungsperspektive hindurch gerne verwendet worden. Dabei sind die wichtigen Personen, z.B. Heilige, größer dargestellt.

Die konstruierte Zentralperspektive ist eine Erfindung der Frührenaissance. Filippo Brunelleschi, einer der bekanntesten Vertreter der Renaissance, prägte die Bauaufgaben seiner Zeit durch eine strenge, von antiken Vorbildern geleitete Form und Struktur. Hierbei werden Grundflächen und Aufrisse symmetrisch gegliedert und an durchgehenden Achsen ausgerichtet. Massacios Dreifaltigkeitsfresko in Santa Maria Novella in Florenz ist das erste, völlig korrekt perspektivisch gemalte Bild. Wenn man davor steht, erscheint einem das zweidimensionale Bild als dreidimensionaler Raum. Auch die erste theoretische Abhandlung zur Perspektive stammt aus der Renaissancezeit. Leon Battista Alberti schrieb sei 1435. Nördlich der Alpen näherte sich die Kunst mit Jan van Eyck einer ähnlichen Perfektion an. Leonardo forschte über die Ursachen der Nah- und Fernwirkung der Farbwerte und die Auflösung der Konturen in der Ferne, die zur Luft- und Farbperspektive führten.

In den Deckengemälden der Barockzeit schuf man mit niederem Horizont und Fluchtpunkt illusionistische Darstellungen, um die Raumillusion ins unendliche zu steigern. Expressionisten und Fauvisten verzichteten auf Schattierungen und setzten Farbflächen nebeneinander, die Kubisten stellten mehrere Ansichten eines Objekts gleichzeitig dar, indem sie die Ebenen aufklappten. Die Surrealisten schufen keine realen Räume mehr, sondern Traumräume.

Die Ausstellung ist vom 16. Oktober bis 22. Oktoberzu sehen.

Hingehen lohnt sich auf jeden Fall!

Vielen Dank, dass ich bei der Vernissage dabei sein durfte. Der Text ist Mithilfe von Infomaterial des IBC entstanden. Vielen Dank für das Infomaterial.